Denkmal-Plakette für spätbarockes Palais

Damals, 1761, war die Bautzener Töpferstraße noch vorstädtisch geprägt. Auf dem Gelände, das heute die Nummer 34 trägt, ließ sich der Leinwandgroßhändler August Prieber ein nettes kleines Palais errichten. Ein Gartenhäuschen sozusagen, denn das Gartengrundstück gehörte ihm bereits. Es entstand ein spätbarockes Kleinod mit einem gut proportionierten Mansarddach und einer siebenteiligen Fensterfront, von denen drei Rundbogen-Fenster zu einem Mittelrisalit zusammengefasst sind. Das Palais verfügt über mehrere Kamine und eine flachstufige Treppe ins Obergeschoss. Dort befindet sich ein über die ganze Haustiefe reichender Saal, der durch seine Lichtfülle beeindruckt.

Die Mitglieder des Bautzener Kunstvereins nutzen am Sonntag die Gelegenheit, sich das Palais anzusehen. Denn sie hatten ein besonderes Geschenk im Gepäck: Ihre Plakette „Vorbildlich restauriertes Denkmal“. Damit würdigten sie die Leistung des Hausherrn Jose Manuel Ladron de Guevara, der das Gebäude seit nunmehr knapp zehn Jahren aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Noch 2010 hätte kaum noch einer einen Pfifferling auf das vor sich hin rottende Palais gegeben. Doch der gebürtige Spanier, der in Dresden einen Kunsthandel betreibt, hatte sich auf den ersten Blick in das Haus verliebt. Und diese Liebe hält bis heute an, wie er sagt.

Einfach war es nicht, den Verfall zu stoppen. Doch es ist gelungen, auch wenn der Weg bis zur Vollendung erst zu zwei Dritteln beschritten ist, wie der Hausherr einschätzt. Bis auf die Eingangstür ist die Fassade saniert. Von allergrößter Wichtigkeit war die Sicherung des Daches. Dies gelang mithilfe von aufgearbeiteten Ziegeln des eigenen Daches unter Hinzunahme von aus Abrisshäusern geretteten historischen Dachziegeln. Die meisten Fenster konnten originalgetreu aufgearbeitet werden.

Nachdem die Wildnis im Garten beseitigt worden war und die nicht mehr zu rettenden Nebengebäude abgerissen, entstanden die Nebengebäude neu, aber an das Hauptgebäude stilvoll angepasst. Eine erneuerte Toreinfahrt rundet das Ensemble ab.

Eigentlich sollten in diesem Jahr die Haustür erneuert und der Stuck in den Sälen ausgebessert werden. Doch Corona machte dem Denkmalliebhaber einen Strich durch die Rechnung. Da seine Einnahmen rückläufig waren, konnte der Kunsthändler die Vorhaben noch nicht in Angriff nehmen. Aber immerhin hat er bereits den Baruther Tischlermeister Ulrich Lange für die Restaurierung der Haustür gewinnen können.

Die Restaurierung des einzigartigen Gebäudes geht zwar langsam voran, doch dafür wird das Haus auch nicht „vergewaltigt“. Genauso hält Jose Manuel Ladron de Guevara auch mit den Möbeln, die er restauriert. Es geht ihm um die Bewahrung eines Lebensgefühls. Und so ein Haus werde eh nie ganz fertig. Das konnten ihm auch Besucher bestätigen, die selbst ein Denkmal restauriert haben.

Wer sich bei der Betrachtung des Palais an der Töpferstraße 34 wundert, warum es nicht freisteht, wie es sich für so ein barockes Gartenhäuschen gehört, dem sei gesagt, dass diesen Missgriff der Fuhrunternehmer Alwin Droschütz zu verantworten hat, der 1880 das Nachbargebäude, das Eckhaus zur Neugasse errichten ließ, in dem heute eine Spielothek untergebracht ist. Unter diesem Eigentümer wurde das Palais nicht mehr nur von einer Bürgerfamilie bewohnt, sondern es wurde als Mietshaus genutzt. Unter den Mietern war auch der Lehrer und Diakon Professor Karl Otto Georg Kanig, dessen Urenkel Georg Kanig noch heute in Bautzen wohnt.