Ein Kommentar zum Griechischen ESC 2025 Beitrag – von Andreas Manousos
Das Lied „Αστερομάτα“ („Sternenaugen“) von Klavdia ist eine tief bewegende, poetisch dichte Ballade, die Themen wie Tod, Liebe, Herkunft, spirituelle Verbundenheit und Heimat auf mehreren symbolischen Ebenen miteinander verbindet. Die Sprache ist durchzogen von Metaphern aus Natur, Mythos und emotionaler Tiefe, wie sie in der griechischen Dichtung seit der Antike gepflegt wird.
Der Text wird aus der Perspektive eines Verstorbenen oder Sterbenden erzählt, der sich an seine Mutter und möglicherweise auch an eine geliebte Person wendet. Die zentrale Bitte lautet: „Mutter, weine nicht.“ Auch wenn die Trauer gesellschaftlich sichtbar wird – etwa durch das Tragen schwarzer Kleidung – sei sie nicht nötig, denn der Tod betrifft nur den Körper, nicht die Seele. Diese ist unbesiegbar – selbst die „Flammen“ können ihr nichts anhaben.
Die wiederkehrende Metapher der „Schwalben aus Feuer“, die Meere überqueren, steht für Seelenwanderung, Unvergänglichkeit und spirituelle Reise. Diese Schwalben, obwohl sie durch Feuer und Wasser gehen, vergessen nie den Boden, aus dem sie stammen – die Erde der Wurzeln, die Heimat. Es ist ein starkes Bild für die Unvergänglichkeit der Herkunft und Identität.
Mit zärtlicher Stimme richtet sich der Sprecher an eine „kleine Sternenblickende“ – ein liebevoller Kosename, der für Geborgenheit, Licht und letzte Nähe steht. In ihren Tränen möchte er seine Lippen löschen – eine Geste der Versöhnung, des Friedens, des letzten Kusses. Er bittet sie, sich ihm zu nähern, damit er „seine vergessenen Flügel“ ein letztes Mal zur Ruhe bringen kann – ein tief symbolischer Ausdruck für den ewigen Rückzug, das letzte Ausruhen, vielleicht die Wiedervereinigung mit dem Ursprung.
Die große Metapher des Liedes ist das Leben als Schiff, das auf dem Meer treibt und nach Heimkehr sucht. Der Wind ist das Segel, das dieses Schiff trägt – eine poetische Umschreibung des Schicksals, der Zeit oder der letzten Kraft. Die Seele sucht in dieser Reise nicht das Ende, sondern die Wiederankunft.
„Αστερομάτα“ ist ein ESC-Beitrag von außergewöhnlicher poetischer Qualität. Die Sprachbilder, der musikalische Ausdruck und die emotionale Tiefe erinnern an die große Tradition griechischer Lyrik, von Homer bis Elytis. Dass dieser Beitrag nicht vollständig verstanden wurde, liegt vor allem an der Sprachbarriere: Die griechische Sprache, reich an uralter Symbolik und Gefühlstiefe, bleibt vielen verborgen. Umso bedauerlicher ist es, dass dieses kleine, gesungene Juwel – zart, leuchtend und von zeitloser Schönheit – vielen verborgen blieb. Es zählt zweifellos zu den lyrisch hochwertigsten Beiträgen, die je bei einem Eurovision Song Contest präsentiert wurden.