Von der islamischen Eroberung zur christlichen Verteidigung – Eine Aufarbeitung der wahren Geschichte
Die Islamische Eroberungen und die Kreuzzüge – eine historische Aufarbeitung von Andreas Manousos
Vorwort
Die Kreuzzüge gehören zu den am meisten missverstandenen Epochen der Geschichte. In modernen Darstellungen werden sie oft als Beweis für christlichen Fanatismus oder imperialistische Aggression angeführt. Doch diese vereinfachte Sichtweise ignoriert die komplexen geopolitischen Realitäten des Mittelalters.
Diese historische Aufarbeitung untersucht die tatsächlichen Hintergründe der Kreuzzüge und ihre Bedeutung im Kontext der damaligen Welt. Es beleuchtet nicht nur die militärischen Auseinandersetzungen zwischen christlichen und muslimischen Reichen, sondern auch die ideologischen und politischen Motive beider Seiten. Dabei wird deutlich, dass die Kreuzzüge nicht aus einem plötzlichen Eroberungsdrang heraus entstanden, sondern als Antwort auf eine jahrhundertelange Expansion des Islams, die weite Teile des ehemals christlichen Mittelmeerraums unter muslimische Herrschaft brachte.
Eine unvoreingenommene Betrachtung dieser Zeit ist dringend notwendig, denn viele moderne Geschichtsdarstellungen sind durch politische und kulturelle Agenden geprägt. Die islamische Expansion wird häufig als „natürlicher Prozess“ oder „Kulturaustausch“ dargestellt, während die Kreuzzüge als unprovozierte Gewaltakte gelten. Dieses Buch stellt diese einseitige Interpretation in Frage und rekonstruiert die Ereignisse anhand historischer Quellen.
Ziel dieser Untersuchung ist es nicht, einen alten Konflikt neu aufleben zu lassen, sondern die historische Wahrheit jenseits von Ideologie und Schuldzuweisungen darzustellen. Nur wer sich mit den tatsächlichen Gegebenheiten auseinandersetzt, kann verstehen, wie sehr die Vergangenheit unser heutiges Geschichtsbild prägt – und warum es so oft verzerrt wird.
Die Geschichtsfälschung: Warum die Kreuzzüge als Verbrechen dargestellt werden, während die islamische Expansion verschwiegen wird
Die westliche Geschichtsschreibung hat über Jahrzehnte hinweg die Kreuzzüge als aggressive Kriegszüge der Christen gegen eine friedliche islamische Welt dargestellt. Dabei wird jedoch verschwiegen, dass diese Kreuzzüge keine Eroberungskriege waren, sondern eine Reaktion auf jahrhundertelange islamische Expansion. Statt einer neutralen Geschichtsbetrachtung erleben wir eine gezielte Verdrehung der Tatsachen, in der die Christen zu Tätern gemacht werden, während die islamische Aggression aus dem historischen Gedächtnis gestrichen wird.
Die gezielte Umdeutung der Kreuzzüge
In vielen Geschichtsbüchern beginnt die Erzählung mit dem Jahr 1095, als Papst Urban II. zum Ersten Kreuzzug aufrief. Es entsteht der Eindruck, dass die Christen grundlos nach Jerusalem marschierten, um eine friedliche Region zu unterwerfen. Tatsächlich war Jerusalem jedoch seit 638 unter muslimischer Kontrolle, und über Jahrhunderte hinweg wurden christliche Pilger immer wieder angegriffen, Kirchen zerstört oder in Moscheen umgewandelt. Das Byzantinische Reich wurde von islamischen Eroberern bedrängt, und der Hilferuf des byzantinischen Kaisers Alexios I. war ein verzweifelter Versuch, das Vordringen muslimischer Armeen zu stoppen.
Dass in westlichen Bildungssystemen die jahrhundertelangen islamischen Angriffe auf christliche Gebiete ignoriert werden, hat weitreichende Folgen:
- Die Kreuzzüge erscheinen als unprovozierter Angriff, während die vorausgehenden muslimischen Expansionen nicht thematisiert werden.
- Die islamische Herrschaft wird verharmlost – die Zwangssteuern für Christen (Dschizya), die Unterdrückung von Nicht-Muslimen und die systematische Islamisierung ganzer Regionen bleiben unerwähnt.
- Der Westen wird mit Schuldgefühlen belastet, indem ein einseitiges Narrativ propagiert wird, das Christen als Angreifer und Muslime als Opfer darstellt.
Warum wird die Geschichte umgeschrieben?
Die Umdeutung der Kreuzzüge ist keine zufällige Fehlinterpretation, sondern das Ergebnis eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels:
- Westliche Selbstkritik und Schuldkomplex – Nach den Weltkriegen wurde die europäische Vergangenheit zunehmend kritisch betrachtet, während andere Kulturen geschont wurden.
- Politische Korrektheit – Kritik an der islamischen Expansion wird vermieden, um nicht als islamfeindlich zu gelten.
- Geopolitische Interessen – Islamische Staaten und Organisationen nutzen die Kreuzzug-Erzählung gezielt, um den Westen als ewigen Aggressor darzustellen.
Fazit
Die Kreuzzüge waren nicht der Beginn eines Konflikts, sondern eine späte Reaktion auf jahrhundertelange muslimische Aggression. Eine objektive Betrachtung der Geschichte muss auch die islamische Expansion vor den Kreuzzügen einbeziehen. Wer dies verschweigt, betreibt keine Geschichtswissenschaft, sondern bewusste Manipulation.
Mohammeds Aufstieg und die erste Welle der Islamisierung (622–632): Die Grundlagen des Heiligen Krieges
Mohammeds Aufstieg zur Macht war nicht allein eine religiöse Bewegung, sondern auch ein politischer und militärischer Prozess. Während seine frühen Jahre in Mekka von friedlicher Missionierung geprägt waren, änderte sich dies mit der Hidschra (Flucht nach Medina) im Jahr 622 grundlegend. Von diesem Zeitpunkt an setzte Mohammed zunehmend auf militärische Gewalt, politische Allianzen und wirtschaftliche Druckmittel, um seine Gegner zu unterwerfen. Die Grundlagen des Heiligen Krieges (Dschihad) wurden in dieser Zeit geschaffen und systematisch angewandt.
1. Die Hidschra und der politische Umbruch
- 622: Mohammed verlässt Mekka und findet in Medina eine neue Machtbasis.
- Er formt eine Gemeinschaft, in der Religion, Politik und Militär untrennbar miteinander verbunden sind.
- Er etabliert sich als alleiniger Gesetzgeber, Schiedsrichter und Kriegsherr, indem er die lokalen Stämme auf seine Seite zieht.
2. Die ersten militärischen Aktionen – Die Islamisierung beginnt mit Gewalt
Nach der Hidschra beginnt Mohammed bewaffnete Überfälle auf Karawanen der Mekkaner, um wirtschaftlichen Druck aufzubauen:
- 624: Die Schlacht von Badr – Mohammeds Kämpfer überfallen eine mekkanische Handelskarawane, töten viele Mekkaner und nehmen reiche Beute mit.
- 625: Die Schlacht von Uhud – Eine Gegenoffensive der Mekkaner bringt Mohammeds Armee beinahe eine Niederlage.
- 627: Die Schlacht am Graben – Mohammed verteidigt Medina erfolgreich gegen eine mekkanische Streitmacht.
3. Die Vernichtung jüdischer Stämme – Religionskriege beginnen
Mohammed richtet sich nicht nur gegen Mekkaner, sondern auch gegen jüdische Stämme in Medina, die sich weigern, ihn als Propheten anzuerkennen:
- 624: Der Stamm der Banu Qainuqa wird vertrieben.
- 625: Der Stamm der Banu Nadir wird enteignet und verbannt.
- 627: Das Massaker an den Banu Quraiza – Nach der Schlacht am Graben lässt Mohammed 600–900 jüdische Männer enthaupten, während Frauen und Kinder versklavt werden.
Diese Taktik der Unterwerfung wird später zur Strategie der islamischen Expansion.
4. Die Eroberung Mekkas und die Unterwerfung Arabiens
- 630: Mohammed marschiert mit 10.000 Kriegern nach Mekka.
- Die Stadt ergibt sich kampflos, Gegner werden hingerichtet oder gezwungen, den Islam anzunehmen.
- Die Kaaba wird „gereinigt“ – alle heidnischen Symbole werden entfernt, Mekka wird zum Zentrum des Islam.
- Arabische Stämme werden entweder durch Eroberung oder durch Unterwerfung islamisiert.
Bis zu seinem Tod im Jahr 632 hatte Mohammed die Kontrolle über die gesamte arabische Halbinsel erlangt und ein System etabliert, das seine Nachfolger zur großflächigen Expansion des Islam über die arabische Halbinsel hinaus nutzen sollten.
5. Fazit: Die Geburt des militärischen Dschihad
Mohammeds Herrschaft zeigt, dass der Islam von Beginn an keine rein religiöse Bewegung war, sondern ein politisch-militärisches System, das Eroberung und Unterwerfung zur Verbreitung des Glaubens nutzte. Die ersten Feldzüge zwischen 622 und 632 legten den Grundstein für die folgenden Jahrhunderte der islamischen Expansion.
Die islamische Expansion beginnt: Eroberung ehemals christlicher Gebiete (632–750)
Mit dem Tod Mohammeds im Jahr 632 war die arabische Halbinsel weitgehend unter islamischer Kontrolle. Doch seine Nachfolger, die Kalifen, führten die Expansion mit militärischer Härte weiter und machten aus einer arabischen Bewegung eine globale Eroberungsmacht. Binnen nur 120 Jahren fielen ehemals christliche Hochburgen unter islamische Herrschaft.
1. Die ersten großen Eroberungen (632–661) – Das Rashidun-Kalifat
Mohammeds unmittelbare Nachfolger, die sogenannten „rechtgeleiteten Kalifen“ (Abu Bakr, Umar, Uthman, Ali), führten eine Reihe militärischer Kampagnen, um den Islam weit über Arabien hinaus zu verbreiten.
- 636: Die Schlacht am Jarmuk – Die Byzantiner werden vernichtend geschlagen, Syrien und Palästina fallen an die Muslime.
- 638: Eroberung Jerusalems – Die Stadt wird muslimisch, Christen müssen die Dschizya (Sondersteuer für Nicht-Muslime) zahlen.
- 641: Eroberung Ägyptens – Alexandria, das Zentrum des Christentums in Nordafrika, fällt an die Muslime.
- 642: Die Perser werden bei Nahavand besiegt, das Sassanidenreich bricht zusammen.
- 651: Das gesamte Persische Reich wird islamisiert.
Während die arabischen Krieger nach außen expandierten, wurden nicht-muslimische Bewohner in den eroberten Gebieten unter Druck gesetzt. Christen und Juden mussten hohe Steuern zahlen und wurden rechtlich benachteiligt, während viele durch wirtschaftlichen Zwang oder direkte Gewalt konvertierten.
2. Die Fortsetzung der Expansion (661–750) – Das Umayyaden-Kalifat
Nach einer internen Machtkrise übernahmen die Umayyaden die Herrschaft und machten das Kalifat zu einer globalen Macht.
- 670: Erste muslimische Angriffe auf Nordafrika, die Berbergebiete werden islamisiert.
- 711: Muslimische Armeen überqueren die Straße von Gibraltar und erobern Spanien.
- 717–718: Erste Belagerung Konstantinopels durch die Muslime, Byzanz kann sich noch behaupten.
- 732: Die muslimische Expansion in Europa wird in der Schlacht von Tours und Poitiers von Karl Martell gestoppt.
3. Die Folgen für die christliche Welt
- Die mehrheitlich christlichen Gebiete des Nahen Ostens und Nordafrikas wurden islamisiert.
- Koptische Christen in Ägypten, Syrer, Armenier und Griechen verloren ihre Dominanz.
- Das Byzantinische Reich wurde dramatisch geschwächt und überlebte nur knapp.
- Europa entging nur knapp einer vollständigen Islamisierung, als Karl Martell die islamische Expansion in Frankreich stoppte.
4. Fazit: Die Umwandlung der Mittelmeerwelt
Zwischen 632 und 750 wurde ein Großteil der ehemals christlichen Hochburgen des Nahen Ostens, Nordafrikas und Spaniens unter islamische Herrschaft gebracht.
Die Islamisierung war nicht das Ergebnis friedlicher Missionierung, sondern systematischer militärischer Eroberungen, die die Weltordnung des Mittelalters grundlegend veränderten.
Die Christen schlagen zurück: Erste Verteidigungsmaßnahmen gegen die muslimische Expansion
Nach mehr als einem Jahrhundert unaufhaltsamer islamischer Eroberungen begann die christliche Welt, sich gegen die Expansion der Muslime zu wehren. Die ersten Verteidigungsmaßnahmen der Christen fanden auf verschiedenen Schauplätzen statt – von Byzanz über Spanien bis hin zu Frankreich. Diese Gegenwehr war jedoch zunächst lokal und unkoordiniert, da das Abendland zu dieser Zeit politisch zersplittert war.
1. Byzanz: Der verzweifelte Kampf um das Überleben (7.–8. Jahrhundert)
Das Byzantinische Reich war das erste christliche Bollwerk, das sich direkt der muslimischen Expansion entgegenstellen musste. Nachdem die Muslime große Teile des Nahen Ostens, Ägyptens und Nordafrikas erobert hatten, wurde das Reich immer weiter zurückgedrängt. Doch es gelang Byzanz, den völligen Untergang zu verhindern.
- 674–678: Erste Belagerung Konstantinopels durch die Araber
- Die Umayyaden versuchten, die Hauptstadt des Oströmischen Reiches zu erobern.
- Durch den Einsatz des legendären Griechischen Feuers konnten die Byzantiner die muslimische Flotte zurückschlagen.
- Dies war der erste entscheidende christliche Sieg gegen die islamische Expansion.
- 717–718: Zweite Belagerung Konstantinopels durch die Muslime
- Die Umayyaden unternahmen einen erneuten Anlauf, um die Stadt zu erobern.
- Der byzantinische Kaiser Leo III. führte eine brillante Verteidigung, erneut mit Hilfe des Griechischen Feuers.
- Nach einem harten Winter und einer Seeblockade durch die Byzantiner wurden die muslimischen Truppen geschlagen.
- Dieser Sieg stoppte die muslimische Expansion in den Osten Europas für Jahrhunderte.
2. Die christliche Verteidigung in Spanien: Beginn der Reconquista (8. Jahrhundert)
Nach der Eroberung Spaniens durch die Mauren im Jahr 711 war die iberische Halbinsel fast vollständig unter muslimischer Herrschaft. Doch im Norden blieben kleine christliche Widerstandszentren erhalten, die den Grundstein für die spätere Rückeroberung Spaniens (Reconquista) legten.
- 722: Schlacht von Covadonga
- Der westgotische Adlige Pelayo besiegte eine muslimische Armee in Asturien.
- Dies war der erste christliche Sieg gegen die muslimischen Besatzer in Spanien.
- Pelayo gründete das Königreich Asturien, das zum Ausgangspunkt der christlichen Rückeroberung werden sollte.
- 800er-Jahre: Beginn des Guerillakrieges gegen die Mauren
- Christliche Fürsten aus dem Norden Spaniens führten regelmäßige Angriffe gegen muslimische Stellungen.
- Mit Unterstützung fränkischer Truppen entstand eine Pufferzone zwischen christlichem und muslimischem Gebiet.
3. Karl Martell und die Abwehr des Islam in Frankreich (8. Jahrhundert)
Während die muslimischen Truppen über Spanien hinaus nach Mitteleuropa vordrangen, mussten sich die Franken unter Karl Martell einer neuen Bedrohung stellen.
- 732: Die Schlacht von Tours und Poitiers
- Eine muslimische Armee unter Emir Abd ar-Rahman drang tief nach Frankreich ein.
- Karl Martell, der Großvater Karls des Großen, stellte sich mit einem fränkischen Heer entgegen.
- Die Franken besiegten die muslimischen Invasoren und stoppten damit die islamische Expansion nach Nordeuropa.
- Dies war ein entscheidender Wendepunkt, da es die Mauren daran hinderte, weiter nach Mitteleuropa vorzustoßen.
4. Fazit: Der Beginn eines langen Abwehrkampfes
Zwischen dem 7. und 8. Jahrhundert begannen die Christen erstmals, aktiv gegen die muslimische Expansion Widerstand zu leisten. Die Verteidigung von Byzanz, die Reconquista in Spanien und der Sieg von Karl Martell in Frankreich markierten die ersten erfolgreichen Abwehrmaßnahmen.
Doch diese Kämpfe waren nur der Anfang eines Jahrhunderte andauernden Konflikts, der sich später in den Kreuzzügen und der endgültigen Rückeroberung Spaniens fortsetzen sollte.
Die erste große Angriffswelle des Osmanischen Reiches: Die Eroberung von Byzanz und der Balkan
Mit dem Aufstieg des Osmanischen Reiches im 14. Jahrhundert begann eine neue Phase der islamischen Expansion. Die Osmanen, ein türkisches Reitervolk aus Zentralasien, übernahmen die Führung in der muslimischen Welt und machten es zu ihrem Ziel, das christliche Byzanz zu zerstören und Europa zu unterwerfen.
1. Die ersten Eroberungen auf dem Balkan (14. Jahrhundert)
Bereits im frühen 14. Jahrhundert begannen osmanische Krieger, in das christliche Europa vorzudringen. Sie nutzen die Schwäche des byzantinischen Reiches und die innere Zersplitterung der Balkanvölker aus.
- 1354: Die Osmanen erobern Gallipoli – Ihr erster fester Stützpunkt in Europa.
- 1371: Die Schlacht an der Mariza – Die Osmanen besiegen serbisch-bulgarische Truppen und dringen weiter nach Westen vor.
- 1389: Die Schlacht auf dem Amselfeld – Die Serben erleiden eine entscheidende Niederlage, das serbische Königreich wird osmanischer Vasall.
Diese frühen Siege ermöglichten es den Osmanen, ihre Herrschaft über weite Teile des Balkans auszudehnen. Christliche Fürstentümer wie Bulgarien, Serbien und Walachei wurden tributpflichtig oder militärisch unterworfen.
2. Die Eroberung Konstantinopels (1453) – Das Ende des Byzantinischen Reiches
Das Byzantinische Reich hatte über Jahrhunderte hinweg der islamischen Expansion standgehalten, doch im 15. Jahrhundert war es nur noch ein Schatten seiner einstigen Größe. 1453 griff Sultan Mehmed II. mit einer riesigen Armee Konstantinopel an.
- 29. Mai 1453: Die Stadt fällt nach 53 Tagen Belagerung.
- Das letzte christliche Bollwerk im Osten geht verloren, Byzanz wird endgültig zerstört.
- Die Hagia Sophia, das bedeutendste christliche Gotteshaus des Ostens, wird in eine Moschee umgewandelt.
- Christen werden massakriert oder versklavt, die Stadt wird islamisiert.
3. Osmanische Expansion in Mitteleuropa (15.–16. Jahrhundert)
Nach dem Fall Konstantinopels begannen die Osmanen ihren Vormarsch tief in Europa. Sie nahmen sich die Kontrolle über den Balkan und setzten sich weiter nach Norden in Bewegung:
- 1459: Serbien wird vollständig osmanische Provinz.
- 1463: Bosnien fällt an die Osmanen, das Christentum wird massiv unterdrückt.
- 1521: Belgrad wird erobert – das Tor nach Mitteleuropa steht offen.
Die osmanische Expansion führte zu einer tiefgreifenden Islamisierung der eroberten Gebiete, insbesondere in Bosnien und Albanien. Millionen Christen wurden in die Sklaverei verschleppt oder zum Islam konvertiert.
4. Fazit: Der Balkan als erstes Opfer der Osmanen
Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert verwandelte sich der Balkan von einer christlichen Region in einen Kriegsschauplatz islamischer Expansion. Die osmanische Herrschaft war brutal, mit hohen Steuern für Christen, der Zwangsrekrutierung christlicher Jungen für die Janitscharen-Armee und der systematischen Islamisierung ganzer Bevölkerungsgruppen.
Diese erste Angriffswelle war nur der Anfang – das Osmanische Reich plante, noch weiter nach Mitteleuropa vorzudringen und Wien zu erobern.
Die zweite Angriffswelle der Osmanen: Der lange Schatten über Europa
Nach der Eroberung Konstantinopels (1453) und der vollständigen Kontrolle über den Balkan bereitete das Osmanische Reich den nächsten Schritt seiner Expansion vor: den Vormarsch in das christliche Mitteleuropa. Diese zweite Angriffswelle war noch aggressiver als die erste und bedrohte Österreich, Ungarn und sogar Italien. Die Osmanen waren entschlossen, den Islam weiter nach Westen zu tragen und das Heilige Römische Reich zu unterwerfen.
1. Der Fall Ungarns – Die Osmanen stoßen nach Mitteleuropa vor
Nach dem Sieg über den Balkan geriet Ungarn in den Fokus der osmanischen Angriffe. Die Ungarn waren die letzte große Verteidigungslinie zwischen den Osmanen und dem Heiligen Römischen Reich.
- 1526: Schlacht von Mohács – Die Osmanen unter Sultan Suleiman dem Prächtigen besiegen die Ungarn vernichtend.
- 1541: Buda (heutiges Budapest) fällt an die Osmanen, Ungarn wird osmanische Provinz.
- Teile der Slowakei, Kroatien und Rumäniens geraten unter osmanische Kontrolle.
Durch den Fall Ungarns öffnete sich den Osmanen der Weg nach Wien, das nun die letzte Bastion des Abendlandes war.
2. Die erste Belagerung Wiens (1529) – Europa am Abgrund
Nach dem Sieg in Ungarn zog Sultan Suleiman weiter nach Norden. 1529 belagerte er Wien, das Tor zum Heiligen Römischen Reich.
- Wien wurde von einer zahlenmäßig unterlegenen Verteidigung gehalten, doch die Stadt widerstand heroisch.
- Schlechtes Wetter und Nachschubprobleme zwangen die Osmanen zum Rückzug.
- Die Türken hinterließen eine Spur der Verwüstung, konnten ihr Ziel aber nicht erreichen.
Obwohl die erste Belagerung Wiens scheiterte, blieb die Bedrohung durch die Osmanen bestehen. Über ein Jahrhundert lang terrorisierten osmanische Armeen und ihre Verbündeten die Grenzregionen Mitteleuropas.
3. Die Expansion nach Italien und der Schrecken der Barbaresken-Piraten
Die Osmanen führten nicht nur Feldzüge zu Land, sondern kontrollierten auch die Meere. Besonders gefürchtet waren die Barbaresken-Piraten, die unter osmanischem Schutz standen.
- 1565: Die Belagerung von Malta – Die Osmanen versuchten, die strategisch wichtige Insel zu erobern, wurden aber von den Malteserrittern zurückgeschlagen.
- 1570–1571: Angriff auf Zypern – Die Osmanen erobern die Insel und massakrieren die christliche Bevölkerung.
- 1571: Die Seeschlacht von Lepanto – Eine vereinigte christliche Flotte unter Führung Spaniens besiegt die osmanische Flotte.
- Jahrhundertelang führten osmanische Freibeuter Raubzüge in Süditalien, Spanien und bis nach Irland durch.
4. Der Höhepunkt der osmanischen Bedrohung: Die zweite Belagerung Wiens (1683)
Mehr als 150 Jahre nach der ersten Belagerung wagten die Osmanen einen neuen Versuch, Mitteleuropa zu unterwerfen.
- 1683: Die zweite Belagerung Wiens durch eine osmanische Streitmacht von über 150.000 Mann.
- Die Stadt stand am Rande des Untergangs, doch in letzter Minute kam die polnische Kavallerie unter König Jan Sobieski zur Hilfe.
- Die Osmanen wurden in der Schlacht am Kahlenberg vernichtend geschlagen.
- Dieser Sieg leitete den Beginn des osmanischen Rückzugs aus Europa ein.
5. Fazit: Das Osmanische Reich scheitert an der Eroberung Europas
Die zweite Angriffswelle der Osmanen stellte die größte Bedrohung für das christliche Europa seit den islamischen Eroberungen des Mittelalters dar. Doch mit der Niederlage vor Wien begann der langsame Niedergang der Osmanen in Europa.
Trotzdem sollte es noch Jahrhunderte dauern, bis sich die christlichen Nationen von der osmanischen Besatzung befreien konnten. Der lange Schatten der osmanischen Expansion sollte noch bis ins 19. und 20. Jahrhundert nachwirken.
450 Jahre osmanische Herrschaft über Griechenland und andere Länder – Die Folgen der Besatzung
Mit der osmanischen Expansion im 15. Jahrhundert gerieten große Teile Südosteuropas unter die Kontrolle der Sultane in Konstantinopel. Besonders schwer betroffen waren Griechenland, Serbien, Bulgarien, Rumänien und Albanien. Die osmanische Herrschaft dauerte in diesen Regionen teils über vier Jahrhunderte an und hinterließ tiefe Spuren in der Gesellschaft, der Kultur und der Wirtschaft.
Religiöse Unterdrückung und Islamisierung
Nach der Eroberung von Konstantinopel 1453 und der schrittweisen Eroberung des Balkans wurde die orthodoxe Christenheit zu einer untergeordneten Bevölkerungsgruppe. Der osmanische Staat organisierte seine Gesellschaft nach religiösen Gemeinschaften (Millets) und gewährte den Christen zwar eingeschränkte Autonomie, doch sie mussten sich strengen Auflagen fügen:
- Die Dschizya, eine Sondersteuer für Nicht-Muslime, zwang viele Christen in die Armut.
- Die Bautätigkeit christlicher Kirchen wurde stark eingeschränkt, viele Kirchen wurden in Moscheen umgewandelt.
- Während die christliche Religion offiziell geduldet wurde, gab es einen enormen gesellschaftlichen Druck zur Konversion. Besonders in Bosnien, wo große Teile der Bevölkerung zum Islam übertraten, und in Albanien, das bis heute eine mehrheitlich muslimische Bevölkerung hat, sind die Auswirkungen bis in die Gegenwart spürbar.
Das Devşirme-System – Der Raub christlicher Kinder
Eines der grausamsten Kapitel der osmanischen Herrschaft war die sogenannte Knabenlese (Devşirme). Dies war ein staatlich organisiertes System, bei dem christliche Jungen, meist aus wohlhabenden oder angesehenen Familien, gewaltsam verschleppt wurden. Diese Kinder wurden:
- zwangsweise zum Islam bekehrt,
- von ihren Familien getrennt und in osmanischen Eliteschulen erzogen,
- zu Janitscharen ausgebildet – die gefürchteten Elitesoldaten des Sultans,
- oder in der osmanischen Bürokratie eingesetzt, wobei einige bis in höchste Regierungsämter aufstiegen.
Besonders betroffen waren Gebiete wie Griechenland, Serbien und Bulgarien, wo ganze Generationen junger Männer der christlichen Gesellschaft entrissen wurden.
Wirtschaftliche und kulturelle Auswirkungen der osmanischen Besatzung
Die jahrhundertelange osmanische Herrschaft hatte tiefgreifende wirtschaftliche Folgen für Südosteuropa:
- Die Landwirtschaft stagnierte, da das osmanische Steuersystem hohe Abgaben auf Bauern und Landbesitzer erhob, was viele in die Abhängigkeit trieb.
- Die osmanische Verwaltung förderte keine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in den besetzten Gebieten. Straßen, Häfen und städtische Infrastruktur verfielen, während Ressourcen ins Zentrum des Reiches, nach Konstantinopel, abflossen.
- Der Bildungsstand sank, da christliche Schulen nur mit Einschränkungen betrieben werden durften.
- Viele intellektuelle und wirtschaftliche Eliten flohen, besonders nach Westeuropa und Russland, was zu einem „Brain Drain“ führte.
Revolten und der lange Kampf um die Unabhängigkeit
Trotz der harten osmanischen Herrschaft kam es immer wieder zu Aufständen:
- Der serbische Aufstand (1804–1817) führte zur Befreiung Serbiens aus osmanischer Kontrolle.
- Der griechische Unabhängigkeitskrieg (1821–1830) führte schließlich zur Schaffung eines unabhängigen griechischen Staates.
- Die Balkankriege (1912–1913) beendeten endgültig die osmanische Präsenz in Europa.
Fazit: Ein Erbe der Unterdrückung und des Widerstands
Die osmanische Herrschaft hinterließ in den ehemals christlichen Gebieten tiefe Narben. Die jahrhundertelange wirtschaftliche und soziale Rückständigkeit, die durch die osmanische Verwaltung gefördert wurde, wirkte noch weit bis ins 20. Jahrhundert nach. Der Islamisierungstrend in Teilen des Balkans und die Erinnerung an die osmanische Unterdrückung sind bis heute Teil des kollektiven Gedächtnisses der betroffenen Länder. Die osmanische Besatzung war nicht nur eine politische Herrschaft, sondern eine tiefgreifende Transformation der Gesellschaftsstrukturen, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind.
Vlad der Pfähler: Der Mann, der die Osmanen das Fürchten lehrte
Vlad III. Drăculea, besser bekannt als Vlad der Pfähler (Vlad Țepeș), war eine der faszinierendsten und zugleich gefürchtetsten Figuren des 15. Jahrhunderts. Als Fürst der Walachei (heutiges Rumänien) führte er einen erbitterten Abwehrkampf gegen das Osmanische Reich und wurde durch seine brutalen, aber effektiven Kriegsstrategien berühmt. Seine unkonventionelle Kriegsführung und sein gnadenloser Widerstand gegen die Osmanen verhinderten eine frühe Islamisierung der Walachei und schützten damit Europa vor einer weiteren osmanischen Expansion.
Sein Mut und seine Entschlossenheit brachten ihm nicht nur in Rumänien, sondern auch in Moldawien große Verehrung ein. Zur Zeit von Vlad Țepeș existierte das heutige Moldawien als eigenständiges Fürstentum Moldau (Principatul Moldovei), das sich zwischen dem Osmanischen Reich, Polen-Litauen und Ungarn behaupten musste. Vlad hatte enge politische und militärische Beziehungen zu Ștefan cel Mare (Stefan dem Großen), dem Fürsten von Moldau, mit dem er sich gegen die osmanische Bedrohung verbündete. Die Moldauer betrachten Vlad als Verteidiger der orthodoxen Christenheit, der dazu beitrug, dass Moldau nicht vollständig unter osmanische Kontrolle geriet.
1. Die politische Lage: Ein Fürst zwischen zwei Großmächten
Vlad Țepeș regierte die Walachei in einer Zeit, in der sein kleines Fürstentum zwischen zwei mächtigen Feinden zerrieben wurde:
- Im Westen das Königreich Ungarn, das sich gegen die Osmanen stellte.
- Im Süden das Osmanische Reich, das die Kontrolle über den Balkan ausweitete.
Die Walachei war offiziell ein Vasallenstaat der Osmanen, musste Tribute zahlen und Soldaten für die osmanische Armee stellen. Vlad jedoch weigerte sich, diesen Status hinzunehmen, und begann einen offenen Krieg gegen die Osmanen.
2. Der offene Bruch mit den Osmanen und die Invasion 1462
1461 stoppte Vlad die Tributzahlungen an die Osmanen und ließ osmanische Gesandte hinrichten – ein direkter Affront gegen Sultan Mehmed II., den Eroberer Konstantinopels. 1462 marschierte Mehmed mit einer riesigen Armee in die Walachei ein, um Vlad zu bestrafen.
Doch anstatt sich in einer offenen Feldschlacht zu stellen, nutzte Vlad eine unorthodoxe, aber furchteinflößende Taktik:
- Guerrillakrieg: Vlad ließ osmanische Versorgungslager überfallen, setzte Feuer an Brücken und Vorräte und führte Nachtangriffe durch.
- Giftstrategie: Brunnen und Felder wurden vergiftet, um die osmanische Armee zu schwächen.
- Angriff auf das osmanische Lager (Nachtschlacht von Târgoviște): Vlad wagte einen Überraschungsangriff auf das osmanische Hauptlager, der Chaos und Panik verbreitete.
3. Die „Pfählungstaktik“ – Terror als Waffe
Vlad war sich bewusst, dass seine kleine Armee nicht gegen die zahlenmäßige Übermacht der Osmanen bestehen konnte. Deshalb setzte er auf eine unvergleichliche psychologische Kriegsführung:
- Als Mehmed II. mit seinen Truppen auf die walachische Hauptstadt Târgoviște vorrückte, fand er eine grauenhafte Szenerie vor:
- 20.000 gepfählte osmanische Soldaten standen entlang der Straßen – ein gigantischer „Wald aus Leichen“.
- Die Türken gerieten in Panik. Die Berichte über den „Vlad den Teufel“ (so nannten ihn die Osmanen) verbreiteten Angst in der gesamten Armee.
- Mehmed entschied sich gegen eine direkte Belagerung und zog sich zurück – einer der wenigen Momente, in denen eine osmanische Invasionsarmee kampflos aufgab.
4. Verbündeter Moldawiens – Gemeinsam gegen die Osmanen
Vlad Țepeș hatte enge diplomatische und militärische Beziehungen zu Ștefan cel Mare, dem Fürsten von Moldau, der selbst für seinen unermüdlichen Widerstand gegen die Osmanen berühmt wurde.
- Das Fürstentum Moldau (Principatul Moldovei) lag strategisch zwischen der Walachei und Polen-Litauen, zwei Regionen, die sich gegen die osmanische Bedrohung wehrten.
- Vlad Țepeș und Ștefan cel Mare tauschten militärische Unterstützung aus, um osmanische Angriffe abzuwehren.
- Ohne ihren Widerstand hätte Moldau viel früher unter osmanische Kontrolle geraten.
In Moldawien wird Vlad Țepeș deshalb nicht nur als walachischer Fürst, sondern als gemeinsamer Verteidiger der rumänischen Länder gegen die osmanische Expansion verehrt. Sein Vermächtnis ist eng mit dem von Ștefan cel Mare verknüpft, der seine Arbeit fortsetzte und Moldau gegen die Türken verteidigte.
5. War Vlad ein Held oder ein Tyrann?
Während Vlad in der osmanischen Geschichtsschreibung als grausamer „Schlächter“ dargestellt wurde, gilt er in Rumänien und Moldawien bis heute als Nationalheld.
- Seine grausamen Methoden waren eine bewusste Abschreckungstaktik gegen eine militärische Übermacht.
- Er verteidigte sein Land gegen einen Feind, der ganz Osteuropa islamisieren wollte.
- Ohne seinen Widerstand hätte die Walachei deutlich früher unter osmanische Herrschaft geraten, was sich auf den gesamten europäischen Verteidigungskampf ausgewirkt hätte.
6. Fazit: Der Mann, der den Osmanen Einhalt gebot
Vlad Țepeș mag wegen seiner brutalen Methoden berüchtigt sein, doch sein unerbittlicher Widerstand gegen die Osmanen hatte eine große historische Bedeutung. Ohne seinen Kampf hätte sich die osmanische Expansion womöglich noch schneller nach Mitteleuropa ausgebreitet.
Seine Taktik des psychologischen Schreckens bewies, dass selbst eine kleine Nation sich erfolgreich gegen eine übermächtige Armee verteidigen konnte – wenn man bereit war, einen hohen Preis zu zahlen.
Sowohl in Rumänien als auch in Moldawien wird Vlad Țepeș heute als Symbol des Widerstandes gegen fremde Unterdrückung gefeiert.
Das Ende der osmanischen Expansion: Die Belagerung Wiens und die Zurückdrängung der Türken
Über Jahrhunderte hinweg hatte das Osmanische Reich seine Expansion nach Europa vorangetrieben. Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453 fiel der gesamte Balkan unter osmanische Herrschaft. Doch das eigentliche Ziel der Sultane lag weiter westlich: das Heilige Römische Reich, insbesondere Wien, die Hauptstadt der Habsburger Monarchie. Die Osmanen versuchten mehrfach, Wien zu erobern, doch es war die Schlacht um Wien 1683, die als entscheidender Wendepunkt in der europäischen Geschichte gilt. Sie markierte das Ende der osmanischen Expansion und leitete den allmählichen Rückzug der Türken aus Mitteleuropa ein.
1. Die Vorgeschichte: Osmanische Expansion bis vor die Tore Wiens
Nach der Eroberung von Ungarn im Jahr 1526 (Schlacht von Mohács) gerieten die Osmanen in direkten Konflikt mit dem Heiligen Römischen Reich. Das Reich der Habsburger war der größte Gegner der Osmanen in Mitteleuropa, und Wien wurde zum wichtigsten Ziel osmanischer Feldzüge.
- 1529: Erste Belagerung Wiens durch Sultan Suleiman den Prächtigen
- Die Osmanen marschierten mit einer riesigen Armee auf Wien, doch die Stadt hielt der Belagerung stand.
- Schlechte Witterung und mangelnde Versorgung zwangen die Türken zum Rückzug.
- Dies war der erste große osmanische Rückschlag in Mitteleuropa.
Doch die Osmanen gaben nicht auf. Über 150 Jahre lang wurden die habsburgischen Grenzgebiete regelmäßig von osmanischen Armeen heimgesucht. Städte wurden geplündert, Bevölkerung verschleppt oder massakriert. Erst im späten 17. Jahrhundert sollte sich das Blatt endgültig wenden.
2. Die zweite Belagerung Wiens (1683) – Der Höhepunkt der osmanischen Expansion
1683 unternahmen die Osmanen ihren letzten großen Versuch, Wien zu erobern. Diesmal führte Großwesir Kara Mustafa Pascha eine riesige Streitmacht von über 150.000 Soldaten an. Die Stadt Wien war schlecht vorbereitet, und es schien, als würde sie fallen.
- 14. Juli 1683: Die Osmanen beginnen mit der Belagerung Wiens.
- Die Stadt wird massiv beschossen, unterirdische Minen sollen die Mauern sprengen.
- Die Lage der Verteidiger wird verzweifelt, Lebensmittel werden knapp, und ein Durchbruch der Osmanen scheint unausweichlich.
Doch während die Türken auf die endgültige Eroberung der Stadt hinarbeiten, sammelt sich eine große christliche Entsatzarmee unter dem Kommando von König Jan Sobieski von Polen.
3. Die Schlacht am Kahlenberg – Der türkische Albtraum
Am 12. September 1683 kommt es zur entscheidenden Schlacht am Kahlenberg vor den Toren Wiens.
- Eine Allianz aus Polen, Österreichern, Bayern und Sachsen rückt heran, um Wien zu retten.
- Jan Sobieski führt einen legendären Kavallerieangriff mit 18.000 polnischen Husaren an – die größte Kavallerieattacke der Geschichte.
- Die Osmanen werden völlig überrumpelt und fliehen panisch.
- Großwesir Kara Mustafa Pascha muss den Rückzug antreten – ein katastrophaler Misserfolg.
Am nächsten Tag betreten die christlichen Truppen das osmanische Lager. Die osmanische Bedrohung Mitteleuropas ist endgültig gebrochen.
4. Die Zurückdrängung der Türken – Der Niedergang des Osmanischen Reiches
Nach der Niederlage vor Wien begann der langsame, aber stetige Rückzug der Osmanen aus Mitteleuropa:
- 1686: Rückeroberung Budapests – Ungarn wird nach 150 Jahren osmanischer Besatzung befreit.
- 1697: Sieg in der Schlacht bei Zenta – Osmanen werden entscheidend in Ungarn geschlagen.
- 1699: Friede von Karlowitz – Das Osmanische Reich muss erstmals große Gebiete an christliche Mächte abtreten.
- 1718: Verlust Belgrads an die Habsburger.
- 1739: Rückzug aus Serbien – Die osmanische Macht in Europa schwindet weiter.
5. Fazit: Das Ende der osmanischen Expansion
Die Schlacht um Wien 1683 markierte den Höhepunkt und gleichzeitig den Beginn des Niedergangs der osmanischen Macht in Europa. Bis ins 19. Jahrhundert sollten die Türken weiter an Boden verlieren. Die jahrhundertelange islamische Expansion in Europa wurde gestoppt und schließlich zurückgedrängt.
Ohne den Sieg vor Wien hätte sich die Geschichte Europas völlig anders entwickelt – die osmanische Herrschaft hätte sich weiter nach Westen ausbreiten können, und die Islamisierung Mitteleuropas wäre eine reale Möglichkeit gewesen. Doch die Entschlossenheit der christlichen Mächte und die legendenhafte Rettung durch König Jan Sobieski verhinderten dieses Szenario. Die türkische Bedrohung Europas war damit endgültig gebrochen.
Die Kreuzzüge – Die Gegenwehr gegen die muslimischen Eroberungszüge
Die Kreuzzüge entstanden nicht aus Expansionsdrang oder bloßer religiöser Fanatik, sondern aus einer klaren militärischen Notwendigkeit: Europa und die verbliebenen christlichen Reiche standen vor einer existenziellen Bedrohung. Über Jahrhunderte hinweg war kein koordinierter Widerstand gegen die muslimischen Angriffe organisiert worden. Die Kreuzzüge veränderten dies – sie waren der erste europaweite militärische Zusammenschluss, um der islamischen Expansion ein Ende zu setzen.
1. Die strategische Bedeutung der Kreuzzüge
Die Kreuzzüge hatten nicht nur symbolischen Charakter oder das Ziel, Jerusalem zurückzuerobern. Militärisch und geopolitisch waren sie ein entscheidender Wendepunkt im Kampf gegen die muslimische Ausbreitung.
- Sie führten dazu, dass das islamische Kalifat erstmals auf dem Rückzug war – bis dahin war es eine fast unaufhaltsame Expansion gewesen.
- Die Kreuzfahrerstaaten bildeten für fast 200 Jahre eine christliche Frontlinie, die die Islamisierung weiterer Gebiete verhinderte.
- Sie banden enorme Ressourcen muslimischer Reiche – Truppen, Finanzen, politische Aufmerksamkeit –, die sonst weiter für Angriffe auf Europa genutzt worden wären.
Ohne die Kreuzzüge wäre der militärische Druck auf Europa noch stärker gewesen, da der islamische Eroberungsdrang ungebremst weitergegangen wäre.
2. Die militärischen Erfolge der christlichen Gegenwehr
Obwohl oft betont wird, dass die Kreuzzüge letztlich scheiterten, darf nicht übersehen werden, dass sie taktisch und strategisch einige der größten Siege über muslimische Heere in der damaligen Geschichte errangen.
- Erster Kreuzzug (1096–1099): Die Eroberung Jerusalems und die Errichtung der Kreuzfahrerstaaten verhinderten für Jahrzehnte muslimische Rückeroberungen und etablierten eine christliche Präsenz im Heiligen Land.
- Schlacht von Montgisard (1177): Eine zahlenmäßig weit unterlegene christliche Armee schlug die Truppen Saladins vernichtend – ein Beispiel für den Widerstandsgeist der Kreuzfahrer.
- Dritter Kreuzzug (1189–1192): Obwohl Jerusalem nicht zurückerobert wurde, führten Siege von Richard Löwenherz dazu, dass der christliche Zugang zu den Heiligen Stätten gesichert wurde.
Selbst nach dem Verlust der Kreuzfahrerstaaten 1291 blieb die Struktur und das militärische Wissen der Kreuzritter bestehen und wurde in späteren Kämpfen gegen die Osmanen wieder eingesetzt.
3. Die langfristige Wirkung der Kreuzzüge auf Europa
Der Erfolg der Kreuzzüge war nicht nur auf dem Schlachtfeld sichtbar, sondern hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die gesamte europäische Strategie zur Verteidigung gegen den Islam.
- Die Idee eines vereinten christlichen Widerstandes setzte sich durch. Vor den Kreuzzügen kämpften christliche Reiche oft isoliert gegeneinander oder hatten lokale Konflikte mit muslimischen Angreifern. Die Kreuzzüge führten dazu, dass europäische Mächte erstmals koordiniert gegen eine gemeinsame Bedrohung vorgingen.
- Die militärische Struktur der Kreuzritterorden beeinflusste spätere Verteidigungsstrategien in Europa, insbesondere im Kampf gegen die Osmanen.
- Die Reconquista in Spanien erhielt durch die Kreuzzüge neuen Auftrieb, da sich das Bewusstsein für die Bedrohung durch den Islam schärfte.
Die Kreuzzüge führten nicht zu einem sofortigen Sieg über die muslimischen Reiche, doch sie verhinderten, dass Europa schnell und widerstandslos in den Strudel der Islamisierung geriet.
4. Fazit: Die Kreuzzüge als historischer Wendepunkt
Ohne die Kreuzzüge hätte Europa möglicherweise nicht die Kraft gehabt, sich später gegen die Osmanen zu behaupten. Die Idee der vereinten Verteidigung gegen islamische Expansionen wurde in dieser Zeit geboren und lebte noch Jahrhunderte weiter.
Die Kreuzzüge waren nicht einfach ein religiöser Krieg – sie waren der erste große militärische Zusammenschluss Europas, um eine fortschreitende Bedrohung abzuwehren. Sie stoppten den jahrhundertelangen ungebremsten Vormarsch des Islam, der bis dahin fast völlig ohne Gegenwehr verlaufen war.
Quellenverzeichnis
Primärquellen (zeitgenössische Berichte und Chroniken)
Diese Quellen stammen aus der Epoche der Kreuzzüge, der islamischen Expansion und der osmanischen Eroberungen. Sie bieten unmittelbare Einblicke in die Ereignisse aus der Sicht der damaligen Akteure.
- Fulcher von Chartres (ca. 1059–1127): Gesta Francorum Iherusalem Peregrinantium
→ Eine der wichtigsten zeitgenössischen Quellen des Ersten Kreuzzugs, verfasst von einem Kleriker, der den Kreuzzug begleitete. Enthält eine detaillierte Darstellung der Eroberung Jerusalems 1099. - Ibn al-Athir (1160–1233): Al-Kamil fi’l-Tarikh (Die vollkommene Geschichte)
→ Bedeutendste muslimische Chronik zur Zeit der Kreuzzüge. Enthält eine umfassende Darstellung der Kreuzfahrerzüge aus arabischer Sicht. - Anna Komnena (1083–1153): Alexiade
→ Byzantinische Prinzessin und Historikerin. Beschreibt die Bitte ihres Vaters Alexios I. um westliche Hilfe und den Ersten Kreuzzug aus byzantinischer Perspektive. - Usama ibn Munqidh (1095–1188): Kitab al-I’tibar (Buch der Betrachtungen)
→ Autobiografie eines syrischen Kriegers, die persönliche Erlebnisse mit Kreuzrittern und muslimischen Herrschern schildert. Wertvoll für das gegenseitige Bild der Kulturen. - Sultan Mehmed II.: Zeitgenössische osmanische Dekrete und Briefe (15. Jh.)
→ Enthält Anordnungen zur Verwaltung eroberter Gebiete nach der Einnahme Konstantinopels 1453. - Francesco Balbi di Correggio: Die Belagerung von Malta (1565)
→ Bericht eines Zeitzeugen über den Kampf zwischen Osmanen und Malteserrittern.
Wissenschaftliche Sekundärliteratur (moderne Analysen und Standardwerke)
Allgemeine Werke zu Kreuzzügen und islamischer Expansion
- Hans Eberhard Mayer: Geschichte der Kreuzzüge. C.H. Beck, München 2019.
→ Standardwerk zur Kreuzzugsgeschichte, behandelt alle Kreuzzüge und deren Folgen für Europa und den Nahen Osten. - Jonathan Riley-Smith: The Crusades: A History. Yale University Press, 2014.
→ Bedeutendes Werk zur militärischen, politischen und religiösen Dimension der Kreuzzüge. - Christopher Tyerman: God’s War: A New History of the Crusades. Harvard University Press, 2006.
→ Umfassende moderne Darstellung der Kreuzzüge mit Schwerpunkt auf deren langfristigen Folgen. - Hugh Kennedy: The Great Arab Conquests: How the Spread of Islam Changed the World We Live In. Da Capo Press, 2007.
→ Analyse der islamischen Expansion vom 7. bis 10. Jahrhundert mit Fokus auf militärische Strategien. - Thomas Asbridge: The Crusades: The Authoritative History of the War for the Holy Land. HarperCollins, 2010.
→ Wissenschaftlich fundierte und gut lesbare Darstellung der Kreuzzüge mit arabischer Perspektive. - Carole Hillenbrand: The Crusades: Islamic Perspectives. Edinburgh University Press, 1999.
→ Die bekannteste moderne Studie über die Wahrnehmung der Kreuzzüge aus muslimischer Sicht.
Islamische Expansion und osmanische Eroberungen
- David Nicolle: The Great Islamic Conquests AD 632–750. Osprey Publishing, 2009.
→ Detaillierte Darstellung der frühen islamischen Expansion und ihrer Auswirkungen. - Markus Koller: Die Osmanen in Europa. Kohlhammer, Stuttgart 2018.
→ Überblick zur osmanischen Expansion, Verwaltung und dem Widerstand in Europa. - Paul Wittek: The Rise of the Ottoman Empire. Routledge, 2012.
→ Klassische Analyse der frühen osmanischen Expansion und der Eroberung des Balkans. - Alan V. Murray: The Crusader Kingdom of Jerusalem: A Dynastic History 1099–1291. Oxford University Press, 2019.
→ Wissenschaftliche Untersuchung der christlichen Herrschaft im Heiligen Land und ihrer militärischen Strukturen.
Spezifische Werke zur Belagerung Wiens und zum Widerstand gegen die Osmanen
- John Stoye: The Siege of Vienna 1683. Pegasus Books, 2011.
→ Umfangreiche Analyse der osmanischen Belagerung Wiens und der Rolle von Jan Sobieski. - Gábor Ágoston: The Last Muslim Conquest: The Ottoman Empire and Its Wars in Europe. Princeton University Press, 2021.
→ Neueste wissenschaftliche Darstellung der osmanischen Expansion und ihres Niedergangs. - Roger Crowley: Empires of the Sea: The Siege of Malta, the Battle of Lepanto, and the Contest for the Center of the World. Random House, 2008.
→ Faszinierende Studie über die osmanische Expansion im Mittelmeer und die Seeschlacht von Lepanto 1571.
Enzyklopädien und Überblickswerke
- The Oxford Illustrated History of the Crusades. Oxford University Press, 1997.
- Cambridge History of the Crusades. Cambridge University Press, 2015.
- Encyclopedia of the Ottoman Empire. Facts on File, 2009.
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