Von Mossadegh bis ISIS: Die dunkle Strategie hinter dem Zerfall des Abendlandes
Ein kritischer Bericht von Andreas Manousos
Es ist ein politisches Paradoxon, das sich wie ein roter Faden durch die moderne Geschichte zieht: Die westlichen Demokratien, die sich als Hüter der Aufklärung begreifen, haben weltweit mit chirurgischer Präzision genau jene Kräfte gestärkt, die diese Werte am radikalsten verachten – Gottesstaaten, Theokratien, Kalifate. Ein Systemversagen? Mitnichten. Es ist ein System.
Die Spur führt zurück ins Jahr 1953. Der Iran war damals eine aufstrebende, moderne Nation. Ihr demokratisch gewählter Premierminister, Mohammad Mossadegh, wollte das Öl des Landes nicht länger den Briten überlassen. Die Antwort aus London und Washington war brutal: Ein von CIA und MI6 gesteuerter Putsch stürzte Mossadegh, setzte stattdessen den willfährigen Schah Reza Pahlavi ein. Was folgte, war ein Schreckensregime mit dem Geheimdienst SAVAK, das tausende Menschen verschwinden ließ. Aus dem Widerstand dagegen entstand ein neuer Tyrann: Ayatollah Khomeini. Der Westen hatte den Boden für seinen „Gottesstaat“ selbst bereitet.
Doch Iran war nur der Anfang. In Afghanistan unterstützten die USA in den 1980er Jahren islamistische Mudschaheddin gegen die Sowjets – mit Waffen, Ausbildung, Milliarden an US-Dollar. Aus dieser Brutstätte entstand Al-Qaida, später der IS, und zuletzt die Taliban 2.0 – heute wieder an der Macht, nachdem der Westen das Land zurückließ. Auch in Libyen und Syrien wurden im Namen der Freiheit radikalislamische Gruppen hochgerüstet. Der Sturz Gaddafis durch westliche Luftschläge 2011 schuf ein Machtvakuum, das bis heute afrikanische Flüchtlingsrouten flutet. In Syrien wurde mit verdeckter Unterstützung der NATO-Staaten ein islamistischer Bürgerkrieg entfacht, in dem sich Terrorgruppen wie al-Nusra und IS zu regionalen Mächten aufschwingen konnten.
Der gemeinsame Nenner? Alle diese „Gottesstaaten“ und Terrornetzwerke entstanden nach westlichen Interventionen. Der Westen, allen voran die USA, stürzte funktionierende, wenn auch autoritäre Ordnungen und installierte stattdessen religiöse Dystopien – oder ließ bewusst deren Entstehung zu, solange es den geopolitischen Interessen diente. Die Folge: Massive Migrationsbewegungen, Gesellschaftszerfall im Westen, und eine Erosion des christlich-abendländischen Fundaments, wie es der Journalist Udo Ulfkotte in seinem Film „SOS Abendland“ frühzeitig voraussagte. Seine Warnungen, damals als „rechtspopulistisch“ abgetan, erfüllen sich heute mit bestürzender Präzision.
Ein besonders auffälliger Baustein dieser geopolitischen Tektonik ist Israel – der erklärte Schutzbefohlene der USA im Nahen Osten. Israel zeigt nach außen hin keinerlei ernsthaftes Interesse, sich mit seinen Nachbarn auf diplomatischem Wege zu verständigen. Friedensinitiativen werden gar nicht erst ergriffen oder bestenfalls taktisch genutzt, um Zeit zu gewinnen. Stattdessen befindet sich Israel de facto oder de jure mit nahezu allen umliegenden Staaten – Libanon, Syrien, Irak, Iran, den Palästinensergebieten – in einem dauerhaften Spannungs- oder Kriegszustand. Der jüdische Staat hat sich über Jahrzehnte hinweg zu einer nuklear bewaffneten Festung entwickelt, die eher auf Präventivschläge, Geheimdienstoperationen und militärische Überlegenheit setzt als auf diplomatische Ausgleichsversuche. Diese aggressive Regionalpolitik fügt sich nahtlos in die westliche Strategie ein, autoritäre oder säkulare Regime zu destabilisieren, sofern diese sich der westlichen Hegemonie verweigern.
Hinzu kommt die wirtschaftspolitische Dimension: Iran gehört zu den wenigen Staaten ohne Rothschild-kontrolliertes Zentralbanksystem, ebenso wie Nordkorea, Russland, einst Libyen. Zufall? Oder systematische Kriegspolitik gegen Staaten außerhalb des westlichen Finanzsystems? Der Iran ist mittlerweile Vollmitglied der BRICS-Staaten, militärischer Verbündeter Russlands, Unterstützer Moskaus im Ukrainekrieg. Die Fronten sind gezogen – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch nuklear. Pakistan kündigte offen Vergeltung an, sollte Israel Atomwaffen gegen Iran einsetzen. China hat sich klar gegen Israels Kriegspolitik gestellt. Und die USA – als Schutzmacht Israels – drohen erneut, die Lunte zu zünden.
Was als „Krieg gegen den Terror“ begann, war in Wahrheit ein Krieg gegen stabile Nationalstaaten – mit dem Ergebnis: multipler Flächenbrände, religiöser Fanatismus, Flüchtlingsströme, und ein Moralverfall, der sich nun im Inneren Europas selbst entlädt. Der Westen wird nicht von außen erobert – er zerfällt von innen, an den Folgen seiner eigenen geopolitischen Hybris.
Multipolarität bedeutet heute, sich entscheiden zu müssen: zwischen imperialem Machtanspruch und archaischer Theokratie. Zwischen Pest und Cholera. Denn eines ist klar: Die Ära unipolarer US-Vorherrschaft endet – mit einem Trümmerfeld, das sie selbst geschaffen hat.