Offener Brief des Betriebsrates der Hentschke Bau GmbH zum Brandanschlag vom 19. November 2020

Offener Brief des Betriebsrates der Hentschke Bau GmbH zum Brandanschlag vom 19. November 2020

Gewalt darf nicht zur Routine werden

Wieder einmal wurde unser Arbeitgeber angegriffen. Es ist ein erneuter Anschlag auf uns alle, auf die Kolleginnen und Kollegen, aber auch auf die gesamte zivilisierte und freie Gesellschaft. Gewalt darf kein Mittel der (politischen) Auseinandersetzung sein. Gewalt darf nicht zur Routine werden. Wir lassen uns nicht einschüchtern, nicht aufhalten und werden nicht aufhören, jeden Tag das Beste für unser Unternehmen, unsere Region und unsere Bauprojekte zu geben.

Wir erklären uns solidarisch mit unserem Arbeitgeber und dessen Geschäftsführung und nehmen die nach jedem Brandanschlag immer wieder folgenden Solidaritätsbekunden mit Dank zur Kenntnis. Wir spüren von vielen Menschen aus der Region echte Unterstützung und Solidarität – auch von Teilen der Politik.

Aber: Wir spüren auch, dass sich manche Solidaritätsaussagen in ihren Mustern gleichen.
„Ach so, wieder mal ein Baustellenfahrzeug. Wieder mal in Sachsen. Wieder mal bei Hentschke.“ Diese Attentate aber dürfen nicht zur Routine werden. Wir alle dürfen sie nicht akzeptieren, nicht hinnehmen.

Gewalt darf nicht legitimiert werden

Mit Abscheu und Entsetzen betrachten wir Äußerungen von Personen des öffentlichen Lebens, die die Gewalt gegen uns relativieren, ja, diese dulden und sogar goutieren. Keineswegs dürfen Straftatbestände bagatellisiert werden!

Das soziale und gesellschaftliche Engagement eines Unternehmens, wie das der Hentschke Bau, darf nicht ins Gegenteil verkehrt werden. Wir erwarten, dass sich alle Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft hinter uns stellen und jede Form von Gewalt verurteilen. Die Gewalttäter dürfen nicht legitimiert werden. Sie sind Gefährder, Gefährder unserer Sicherheit sowie des Gemeinwesens.

Wir sind der falsche Adressat

In dem mit dem neuerlichen Brandanschlag auf uns in Zusammenhang stehenden Bekennerschreibens heißt es „Freiheit für Lina! Flammen für Hentschke!“. Wir aber haben mit Lina nichts zu tun, sind als Unternehmen kein politischer Adressat. Wir bauen Brücken, Straßen sowie Sozial- und Verwaltungsfunktionsbauten. Wir bauen an öffentlicher Infrastruktur für viele öffentliche Auftraggeber. Wir bauen, was die öffentliche Hand gebaut haben möchte – für die Menschen, für ein gutes Zusammenleben. Wir sind ein Bauunternehmen mit rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die täglich einen guten Job machen. Wir bestimmen nicht, was gebaut wird, wir führen aus. Die Kolleginnen und Kollegen verdienen keine Flammen, sondern Respekt und Anerkennung.

Endlich aufklären

Wir nehmen die Bemühungen der für die Brandanschläge zuständigen Ermittlungs- und Sicherheitsbehörden zur Kenntnis, bedauern aber zugleich, dass sich nach Monaten fortwährender Angriffe auf uns und unser aller Unternehmen, noch immer keine Fahndungserfolge einstellen. Die Bedrohungslage für die Kolleginnen und Kollegen sinkt nicht, sie steigt. Die gesamte Gesellschaft, die Politik, die Entscheider und die Bürger müssen sich entschlossen gegen Extremisten wehren. Wir wünschen uns mehr Personal für Sonderermittlungen sowie gesteigerten Einsatz für unsere Sicherheit und Baustellen.

Dennoch möchten wir den Sicherheitsbehörden danken – für ihr Engagement und die Kooperation auch mit uns Kolleginnen und Kollegen.

Unterstützung aus der Region

Dankbar nehmen wir eine breite Welle der Unterstützung aus der Bürgerschaft Bautzens und der Region Ostsachsen wahr. Vereine, Verbände und Initiativen stehen zu Hentschke Bau und versichern uns ihrer Solidarität und Loyalität. Viele halten zu uns, der Belegschaft der Hentschke Bau GmbH – und wir werden zu ihnen halten. Lasst uns auch weiterhin zusammenstehen! Lasst die Gewalt nicht zur Routine werden!

Der Betriebsrat der Hentschke Bau GmbH

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