Ein kritischer Bericht von Andreas Manousos
Immer dann, wenn sachlich argumentierende Bürger mit überprüfbaren Quellen, Zitaten und nachvollziehbaren Denkanstößen auftreten, ist er nicht weit: der Begriff „Verschwörungstheorie“. Wie ein vorgefertigtes Etikett wird er über den Diskurs gelegt, um das Gegenüber zum Schweigen zu bringen. Doch was steckt hinter diesem reflexartigen Griff zur verbalen Keule?
Ein Blick in die Entstehungsgeschichte und auf die Mitverantwortung heutiger Benutzer
Der Begriff „Verschwörungstheorie“ wurde nicht zufällig geprägt, sondern im Kontext eines gezielten Programms der CIA eingeführt. Maßgeblich dafür war das 1967 verfasste und später deklassifizierte Geheimdokument Dispatch 1035-960, das nach der Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy zum Einsatz kam. Ziel war es, Kritiker der offiziellen Version – insbesondere des Warren-Reports – zu diskreditieren und gesellschaftlich zu isolieren. Die CIA forderte Medienkontakte explizit dazu auf, den Begriff conspiracy theorist (also: „Verschwörungstheoretiker“) öffentlich zu verwenden, um kritische Stimmen lächerlich zu machen, abzuwerten und jegliche Debatte über die Hintergründe zu unterbinden.
Diese Strategie war erfolgreich – aber sie war auch ein Akt systematischer Meinungslenkung.
Mit der Veröffentlichung weiterer Kennedy-Akten durch US-Präsident Donald Trump wurde inzwischen deutlich, dass Lee Harvey Oswald nicht der Täter war. Vielmehr zeigen zahlreiche der freigegebenen Dokumente, dass Oswald im Umfeld von CIA und FBI bereits bekannt war, beobachtet wurde, und mutmaßlich gezielt instrumentalisiert wurde – entweder als Lockvogel oder als Sündenbock. Ballistische Widersprüche, Augenzeugenberichte und neu ausgewertete forensische Spuren deuten darauf hin, dass er den tödlichen Schuss auf Kennedy nicht abgegeben haben kann. Die offizielle Alleintätertheorie ist damit kollabiert. Wer sich also über Jahrzehnte hinweg der systematischen Verhöhnung und Diffamierung von Kritikern der Warren-Kommission bediente – und dafür das Wort „Verschwörungstheorie“ als Waffe nutzte –, hat sich nachweislich an der Verschleierung eines politischen Mordes beteiligt. Die Mitverantwortung jener, die den Begriff bis heute inflationär und gezielt einsetzen, ist deshalb nicht nur moralisch schwerwiegend, sondern wirft auch rechtliche und historische Fragen auf, die über bloße Begriffsdebatten hinausgehen.
Wer in diesem Zusammenhang – oder in ähnlich gelagerten Fällen – den Begriff „Verschwörungstheorie“ weiterhin verwendet, macht sich wissentlich zum Mittäter. Denn er beteiligt sich an der Verhinderung eines öffentlichen Faktendiskurses, an der Stigmatisierung kritischer Stimmen – und, wie im Fall Kennedy, an der Verschleierung eines politischen Mordes. Dies ist nicht nur unanständig und unlauter, sondern in Teilen bereits jenseits rechtlicher Grenzen, insbesondere im Bereich der Meinungsfreiheit, der Pressefreiheit und der Aufarbeitung von Verbrechen gegen den Staat und die Gesellschaft.
Aus psychologischer Sicht handelt es sich um ein klassisches Abwehrmuster. Wer mit widersprüchlichen Informationen konfrontiert wird, die das eigene Weltbild gefährden, reagiert häufig mit dem, was Psychologen kognitive Dissonanzreduktion nennen. Der eigene innere Konflikt wird nicht gelöst, sondern verdrängt – indem man nicht das Argument prüft, sondern den Absender abwertet.
Der Begriff „Verschwörungstheorie“ erfüllt dabei gleich mehrere Funktionen: Er spart die Auseinandersetzung mit dem Inhalt, verlagert die Aufmerksamkeit auf die Person, signalisiert Zugehörigkeit zur gefühlten Mehrheit – und wirkt wie ein Warnschild gegenüber Dritten. Die eigentliche Botschaft lautet: „Wer so denkt, steht außerhalb des Sagbaren.“
Kommunikativ betrachtet haben wir es mit einem sozialen Signal zu tun, das dem Meinungsgegner kein Argument entgegnet, sondern ihn gesellschaftlich markiert. Der Gebrauch dieses Begriffs ist deshalb kein Zeichen intellektueller Überlegenheit, sondern im Gegenteil: ein Symptom mangelnder Argumentationsfähigkeit, kombiniert mit emotionaler Überforderung, autoritärem Denken und oft auch einer überdurchschnittlichen Empfänglichkeit für propagandistische Narrative.
Letzteres führt direkt zum nächsten Punkt: In sozialen Netzwerken wie Facebook fällt auf, dass bestimmte Nutzergruppen regelmäßig diese Taktik anwenden, ohne je auf Quellen oder Inhalte einzugehen. Hier zeigen sich deutliche Muster: Eine Reihe dieser Konten ist entweder anonym oder auffällig aktiv bei Kommentarkampagnen, insbesondere gegen regierungskritische Positionen. Es mehren sich Hinweise darauf, dass solche Nutzer nicht selten bezahlte Propagandisten aus dem linkspolitischen Spektrum sind, finanziert über indirekte oder direkte Kanäle, die mit Parteien oder linksextremen Strukturen verbunden sind. Organisationen wie die Antifa oder ihnen nahestehende Netzwerke sind bereits in der Vergangenheit durch koordinierte Online-Diffamierungskampagnen gegen Andersdenkende aufgefallen.
Ein psychologisches Gutachten über das Verhalten dieser Nutzer würde wie folgt ausfallen:
– Sie zeigen ein starkes Bedürfnis nach Konformität und Gruppenidentität
– Sie verfügen über ein niedriges Maß an metakognitiver Selbstreflexion
– Sie reagieren mit aggressiver Abwertung, sobald ihr Weltbild hinterfragt wird
– Sie verwenden den Begriff „Verschwörungstheorie“ nicht als Kategorie, sondern als Waffe
– Sie meiden systematisch den inhaltlichen Austausch und operieren über soziale Ausschlussmechanismen
Hinzu kommt: Die inflationäre und oft missbräuchliche Verwendung des Begriffs hat ihn längst entwertet. Was einst als Hinweis auf wilde Fantasien ohne Faktenbasis galt, wird heute auf belegbare geopolitische Analysen angewendet, auf investigative Recherchen oder wissenschaftliche Außenseitermeinungen – ganz gleich, wie gut sie begründet sind.
Im Ergebnis lässt sich sagen: Der reflexhafte Gebrauch des Wortes „Verschwörungstheorie“ ist nicht Ausdruck von Aufklärung, sondern ein Signal für Diskursverweigerung, intellektuelle Trägheit und oft auch manipulative Absichten. Wer so kommuniziert, führt keinen Dialog – er betreibt emotionale Abschottung und soziale Ausgrenzung. Und nicht selten steht dahinter ein strategisches Kalkül, das weniger mit Wahrheitssuche zu tun hat, als mit politisch motivierter Meinungskontrolle.
Quellenhinweise:
– CIA-Memorandum „Dispatch 1035-960“ (1967), deklassifiziert 1976, National Security Archive
JFK-Akten-Veröffentlichungen unter US-Präsident Donald Trump (2017–2018), einsehbar bei NARA
– Auszüge und Analysen in: James W. Douglass, JFK and the Unspeakable, 2008
– Historische Auswertung: House Select Committee on Assassinations (1979), Final Report